Ring und Stab für die Hirtin der Abtei
Wenn eine Nachfolgerin der Heiligen Hildegard die Äbtissinnenweihe empfängt, ist das für die Abtei in Eibingen und alle, die dabei sind, ein besonderer, ein hochzeitlicher Moment, wie Bischof Georg Bätzing sagte. Er hat am Samstag, 4. März, Sr. Katharina Drouvé in der Klosterkirche zur Äbtissin geweiht. Eingerahmt von zwei Mitschwestern lag die Benediktinerin nach der Befragung während der Allerheiligenlitanei ausgestreckt auf dem Boden vor dem Altar. Danach sprach er das feierliche Segensgebet und übergab ihr die Benediktusregel mit den Worten: „Leiten Sie nach dieser Regel des heiligen Benedikt die Gemeinschaft, die ihnen vor Gott anvertraut ist.“ Er steckte ihr den Äbtissinnenring an, der die Treue zu Gott und zu ihrer Gemeinschaft symbolisiert. Schließlich erfolgte die Übergabe des Stabes als Zeichen ihres Hirtinnenamtes.
Dank an die Vorgängerin
Seine Begrüßung der Gottesdienstteilnehmer, darunter neben der „benediktinischen Familie“ viele Gäste, Angehörige und Freunde der Abtei, hatte Bischof Georg Bätzing eingangs mit einem besonderen Dank an Sr. Dorothea Flandera verbunden, die er 2016 zur Äbtissin geweiht hatte. Sie hatte ihr Amt mit Erreichen der Altersgrenze von 70 Jahren zur Verfügung gestellt. Der Konvent der Abtei hat Sr. Katharina am 24. Januar zur Äbtissin und damit zur 41. Nachfolgerin der heiligen Hildegard gewählt.
Was in der Abtei geschieht, strahlt aus
Auch wenn er in der Regel weit entfernt vom täglichen Leben in Eibingen sei, setze er doch jeden Tag auf das, was hier in der Abtei geschehe, sagte der Bischof in seiner Predigt. Es strahle aus, es sei ein Zeichen. Das zeigen nach seinen Worten auch die tausenden Besucher und Besucherinnen und die vielen Menschen, die sich auf ihrem spirituellen Weg der Gemeinschaft anvertrauten. „Das hat Bedeutung gerade in diesen Zeiten, in denen die Strahlkraft und Glaubwürdigkeit der Kirche so verdunkelt scheint“, betonte Bischof Bätzing, der das klösterliche Leben als einen Weg der Gottsuche, einen Weg im Bund bezeichnete.
An die Äbtissin gewandt sagte er: „Die Gemeinschaft der Schwestern hat Sie gewählt, sie traut Ihnen alle nötigen Fähigkeiten für dieses Leitungsamt zu.“ Gemäß der Regel gründeten alle diese Fähigkeiten im guten Hören: „Je mehr jemandem in der Kirche an Verantwortung zugetraut wird, umso muss er, muss sie gehorsam sein. Sie muss es wollen und können.“ Dass sie zudem Zuversicht und Hoffnung inmitten der Gemeinschaft ausstrahlen soll, lese er aus ihrem Wahlspruch heraus: „Jeden Morgen neu, Herr, ist dein Erbarmen, groß deine Treue.“ (Novi diluculo, multa est fides tua.)
Kein naiver Mutmach-Kalenderspruch
Das sei kein „naiver Mutmach-Kalenderspruch“, so der Bischof. Das Wort entstammt den Klageliedern des Propheten Jeremia und hat in der Liturgie der Kirche im Stundengebet des Karsamstags seinen Platz. Harren und hoffen auf die Großmut Gottes, das gebe Halt, „wenn der Grund unter uns zu wanken droht.“ Es gebe Perspektive, wenn es eng geworden sei, und bedeute gerade nicht, die Realitäten zu verdrängen, „auch nicht in unserer Kirchenstunde.“ Vielmehr gebe solche Hoffnung Kraft, die Herausforderungen anzunehmen. Wer Gott vertraue, lasse die Hände nicht sinken, er hebe sie, um zu verändern. Wer diese Haltung einübe, dem werde der lange Atem geschenkt, „den wir in so vielen Fragen unserer Tage brauchen.“
Das Gottvertrauen möge sie selbst in ihrer Aufgabe als Äbtissin stärken und auf die ganze Gemeinschaft überspringen, meinte Bischof Bätzing und beendete seine Predigt mit einem Wunsch an Sr. Katharina: „Möge Gott Sie mit seinem Segen jeden Morgen neu tragen.“
Hoffnung und Zuversicht, jeden Tag neu
Der Bischof habe ihren Wahlspruch zu Recht als Wort der Hoffnung ausgelegt, bestätigte Sr. Katharina in ihrem Schlusswort. Es habe sie immer beeindruckt, wie der Beter des Klageliedes in größter Not aus seiner Erfahrung heraus Gott alles zutraue. Wenn die Gemeinschaft in dieser Hoffnung weitergehe, könne sie auch darauf aufbauen, was in den letzten Jahren unter ihrer Vorgängerin Sr. Dorothea gewachsen sei, der sie für ihre Liebe und Fürsorge dankte. Dass so viele Menschen seit vielen Jahren, ja Jahrzehnten dem Kloster die Treue hielten, "ist für uns Schwestern immer wieder Ermutigung und Freude", sagte die neue Äbtissin und wünschte ihrerseits allen Anwesenden „Hoffnung und Zuversicht, jeden Morgen neu.“
Äbtissin Katharina Drouvé wurde am 7. September 1961 in Leverkusen geboren und studierte nach dem Abitur Sonderpädagogik mit den Fächern Deutsch und Religion. Sie trat 1983 in die Abtei St. Hildegard ein und legte 1985 ihre Profess ab. Durch ihre langjährige Tätigkeit als Novizenmeisterin, in der Verwaltung und im Gästehaus des Klosters ist sie vielen Menschen in- und außerhalb der Abtei bekannt.