Festgottesdienst zu 100 Jahre Kapuziner im City-Kloster
FRANKFURT - Es ist die „geistliche gudd Stubb Frankfurts“, das Citykloster Liebfrauen mitten in der Stadt. Und es verdankt dieses besondere Etikett den Kapuzinern, die seit genau 100 Jahren an diesem Ort präsent sind. Beim Festgottesdienst zum Jubiläum lobte denn auch der Limburger Bischof Georg Bätzing am Sonntag, 25. Juni, die „kirchliche Oase mitten in Frankfurt“, wo eine „lebendige Gemeinschaft von Berufenen“ einen einladenden Ort der Gnade und eine profilierte Mitte geschaffen haben.
Eine wechselvolle Geschichte des Ordens, der sich auf den Heiligen Franz von Assisi beruft, hat die ersten franziskanischen Ordensleute bereits um das Jahr 1230 nach Frankfurt gebracht. Unter dem Namen „Barfüßer“ ließen sie sich an der Paulskirche nieder und wurden knapp 300 Jahre später in der Reformation protestantisch. 1528 kamen dann die Kapuziner - als neu entstandene Reformbewegung im Franziskusorden - nach Frankfurt. Schon bald danach wurden sie als katholische Ordensleute wieder aus der überwiegend protestantischen Stadt ausgewiesen. Neunzig Jahre später kehren die Kapuziner zurück, wurden aber mit der Säkularisation 1802/03 abermals vertrieben. Im Jahr 1900 ließen sie sich erneut in Frankfurt nieder, zunächst im Westend an der St. Antoniuskirche, 1917 dann an Liebfrauen, wo heute sechs Ordensbrüder Dienst tun.
Eine soziale Kultur, die nicht ausschließt
Dieser Dienst ist nicht nur geistlicher Art mit Gottesdiensten, die mehrmals täglich die Kirche mit Gläubigen füllen, sondern auch von sozialem Einsatz geprägt: „Wer in dieser Stadt ständig wachsenden Zustroms, der Wohnungsknappheit, der öffentlichen Not von Menschen auf der Straße um Gottes Willen arm, ehelos und gehorsam lebt, der kommt in Berührung mit den verborgenen Milieus der Armut, mit der psychischen Not und den Existenzängsten von Menschen“, betonte Bischof Bätzing in seiner Predigt beim Jubiläum. Der müsse öffentlich Kritik üben und Alternativen entwickeln, wie eine „soziale Kultur aussehen kann, die nicht ausschließt, die nicht wegdrückt und die Milieus nicht als geschlossene Sphären betrachtet.“
Für die Kapuziner in Liebfrauen heißt das, vielfältige Angebote an Gebet und Gemeinschaft, Gespräch und Stille vorzuhalten, aber auch den Franziskustreff zu öffnen, eine über die Stadt hinaus bekannte Institution, wo Obdachlose, aber auch andere Bedürftige, ein Frühstück, soziale Beratung und menschliche Zuwendung erhalten. Menschen erfahren hier, wie der Bischof hervorhob, Ruhe, Aufmerksamkeit und Wertschätzung, Fürsorge, Verständnis und Versöhnung, „nicht Beliebigkeit und Gleichgültigkeit, sondern eine profilierte Mitte, ein menschliches Herz, das für Gott und die Menschen offen ist.“ (dw)